“Geht in alle Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung”. (Mk 16,15).
Beginnen wir mit dem bekannten Gleichnis vom verlorenen Sohn:
Der Sohn, der seinen Teil der „Güter“[1] ausgegeben hatte, setzte sich zu den Schweinen und sagte zu sich selbst: “Ich bin am Verhungern. Ich werde zu meinem Vater zurückkehren.“
Der Vater ist so froh über die Rückkehr seines Sohnes, dass er ihm sofort zu essen gibt und ein großes Fest für ihn veranstaltet.
Und was ist mit uns? Was ist mit uns, der Menschheit, wenn wir die Nahrung, die unser Planet bietet, aufgebraucht haben – was dann? Wissenschaftler berichten vom “Welterschöpfungstag”, dem Tag, an dem die Menschen die natürlichen Ressourcen aufgebraucht haben, die die Erde in einem Jahr regenerieren kann (im Jahr 2021 fällt dieser Tag auf den 29. Juli). Wenn dieses Datum überschritten ist, schöpfen wir aus den nicht erneuerbaren Reserven.
Manchmal schenkt uns das Leben Momente der Einsicht, wie den Moment, in dem ich begriff, wie selbstmörderisch unsere Menschheit durch die Zerstörung der Lebensgrundlagen geworden ist.
In diesen Momenten, in denen alles in Frage gestellt wird, wird die Heilige Schrift wirklich zum Wort des Lebens.
Am Ende des Markusevangeliums heißt es zum Beispiel schwarz auf weiß: “Geht in die Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung” (Mk 16,15). Nach dieser wörtlichen Übersetzung sendet uns der Auferstandene mit dem Auftrag aus, die Frohe Botschaft an ALLE GESCHÖPFE zu verkünden.
Was für ein Perspektivenwechsel! Schluss mit dem Anthropozentrismus! Als ob Gott und Christus nur uns Menschen lieben würden! Die Gute Nachricht, dass das Leben den Tod überwindet, gilt für alle Lebewesen!
Wir sind Teil des Kreislaufs des Lebens. Wir sind IMMER mit anderen Lebewesen verbunden, ja unser Überleben hängt von der Erhaltung der Ökosysteme unseres Schöpfers ab.
Die Verkündigung der Auferstehung Christi ist unser Auftrag, der uns mit Freude erfüllt. Bringen wir die Frohe Botschaft zu unseren Nachbarn, zu denen, die weit weg sind, zu denen, die in Gefahr sind, zu denen, die in Not sind, zu denen, denen es gut geht UND auch zu unseren Mitbewohnern in den brennenden Wäldern, in den mit Plastik gefüllten Ozeanen, auf dem ausgetrockneten Boden, in der verschmutzten Luft!
Man kann verstehen, dass die Sendung eine offenkundig revolutionäre Botschaft enthält!
Für das Christentum bricht eine neue Ära an!
Pfarrerin Heike Sonnen
Verviers-Spa-Laoureux
[1] So steht es in der Lutherbibel
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